NIMOTUZUMAB

Nimotuzumab ist ein rekombinant hergestellter monoklonaler Antikörper der gegen den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (Epidermal Growth Factor Receptor, EGFR) gerichtet ist. Nimotuzumab kann als Monotheraphie oder in Kombination mit Strahlen- und Chemotherapie zur Behandlung maligner Erkrankungen eingesetzt werden.

Das vergangene Jahrzehnt erbrachte umfangreiche Erkenntnissgewinne über die Rolle des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors in malignen Prozessen. Die Überexpression des EGFR wurde in verschiedenen Tumortypen nachgewiesen. Eine Überexpression war häufig assoziiert mit Resistenzen gegenüber Strahlen- und Chemotherapie sowie einer mit schlechteren Prognose bei Krebspatienten. Weiterhin ist bekannt, dass der EGFR Signalweg an der Tumorproliferation, Apoptoseresistenz, Angiogenese, Tumorinvasion und Metastasierung beteiligt ist.


Versuche konnten zeigen, dass Nimotuzumab eine bivalente Bindung, also eine Bindung mit beiden „Armen“ des Antikörpers benötigt, um effizient an die Zellen zu binden. Eine erhöhte Dichte der EGF-Rezeptoren findet sich vor allem auf Tumorzellen, nicht aber auf gesunden Zellen. Diese mögliche mechanistische Erklärung könnte Ursache für das sehr geringe Auftreten von typischen Nebenwirkungen dieser Medikamentenklasse, wie z.B. Hautreaktionen bei Patienten sein, die mit Nimotuzumab behandelt werden.

Nimotuzumab wurde im Center of Molecular Immunology (CIM) in Havanna/ Kuba entwickelt, die Firma YM Biosciences, Kanada war außerdem an der Mitentwicklung beteiligt. Heute ist Nimotuzumab in 30 Ländern unter anderem in Asien, Südamerika und Afrika für die Behandlung von Hals-Kopf-Tumoren, Speiseröhrenkrebs, Gliomen, Nasopharyngal-Tumoren und Bauchspeicheldrüsenkrebs zugelassen. Nimotuzumab hat in der EU und den USA den Status als Orphan Drug für die Indikationen diffus intrinsisches Ponsgliom und Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Bisher wurden insgesamt 35 klinische Studien mit Nimotuzumab bei verschiedenen Krebsindikationen abgeschlossen:

– Acht Studien bei Hals-Kopf-Tumoren (Kanada, Kuba, Indien)
– Acht Studien bei Gliomen (Kuba, Deutschland, Kanada, Indien)
– Fünf Studien bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (Kanada, Kuba, Indien, Japan)
– Drei Studien bei Speiseröhrenkrebs (Kuba, Brasilien, China)
– Zwei Studien bei soliden Tumoren (Kanada, Japan)
– Zwei Studien bei pädiatrisch-onkologischen Indikationen (Deutschland)
– Eine Studie bei Kolonkarzinomen (Kanada)
– Eine Studie bei Brustkrebs (Kuba)
– Eine Studie bei Tumoren epithelialen Ursprungs (Kuba)
– Eine Studie bei Prostatakrebs (Kuba)
– Eine Studie bei Leberkrebs (Kuba)
– Eine Studie bei Magenkrebs (Japan, Südkorea)
– Eine Studie bei Nasopharyngalen Tumoren (China)

Die weltweite klinische Entwicklung umfasst ferner derzeit 27 laufende Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit von Nimotuzumab bei malignen Erkrankungen in 11 Bereichen: Brust-, Gebärmutterhals-, Kolon-, Speiseröhren- und Magenkrebs, adulte und pädiatrische Gliome, Hals-Kopf-, Nasopharyngal-, nicht-kleinzellige Lungen-, Prostata- und weiteren soliden Tumoren.

Bis heute (2015) wurden über 2705 Patienten in die abgeschlossenen Studien eingeschlossen, 1939 wurden mit Nimotuzumab, 766 mit der Kontrollmedikation behandelt. Der Einschluss von 4580 weiteren Patienten ist für die laufenden Studien geplant, 2601 wurden bereits eingeschlossen.

Die Oncoscience GmbH betreut die klinische Entwicklung und die Vorbereitung der Marktzulassung für Nimotuzumab in Europa.

Literatur

Das Wissen über Nimotuzumab wächst stetig – sowohl neue Informationen aus präklinischen Studien, als auch Daten aus der Anwendung am Menschen werden laufend erhoben. Bis heute sind über 170 internationale Fachartikel erschienen, von denen sich über 30 mit klinischen Themen, also der Anwendung am Menschen, befassen. Hier befindet sich eine Auswahl zu verschiedenen Themen rund um Nimotuzumab: